L’uke (Alternativ/New York-Göttingen)
So etwas entsteht vielleicht nur dann, wenn die glamouröse Welt des Big Apple auf die salzgitterianische Bescheidenheit in einem zentraldeutschen Universitätsstädtchen trifft:
Die minimalistische Befreiung der tollsten und schönsten Pop/Wave Perlen der 80er-Jahre. Aber blicken wir zunächst ein bißchen zurück.
1983: Im niedersächsischen Salzgitter, einer Stadt, von der niemand so richtig weiß wo sie liegt, steht ein achtjähriger Junge namens Daniel Adler in seinem Kinderzimmer und sessioniert mit seinem Freund Tommy von nebenan zu den Popklängen, die da aus dem beinahe brandneuen Transistorradio klingen. Wilde Jungs mit Spielzeuggitarre, könnte man meinen. Zeitgleich – die 6 Stunden Zeitunterschied übergehen wir großzügig – kommt Karin Reilly mit asymmetrischen Haarschnitt gerade von ihrer Highschool in New
York nach Hause und findet auf ihrem Casiokaufhauskeyboard heraus, wie man ihm diese coolen New-Wave-Klänge entlockt.
2008: Irgendwann hatte es die beiden nach Göttingen verschlagen, warum auch
immer. Zusammen haben sie in zahllosen sogenannten Bands gespielt und irgendwie war das auch immer toll und nett. Was dann aber in spontaner Spiellaune auf einer Geburtstagsfeier aus ihnen beiden heraus brach, das war schier großartig. Daniel – überzeugter Ukulelelist schnappt sich seine selbst gebaute Zigarrenkistenukulele (Modell Bo Diddley) und zupft und skandiert los. We’re the Kids, we’re the Kids…Karin schaut kurz verwundert, steigt ein und denkt: Yeah!! Zwei Stunden, 27 Songs, 6 Flaschen Wein, zweieinhalb Kisten Bier und das ein oder andere Mischgetränk später steht die Party Kopf. Und alle Anwesenden wissen, Karin und Daniel gehört die Welt. Und dann ging es los: Nicht mit der Arbeit, sondern mit noch mehr Spaß! Wie besessen
werden fortan die Perlen der Popmusik von prätentiöser Produktionstechnik befreit: Pet Shop Boys ohne Synthesizer, Madonna ohne Drummachine, Billy Idol ohne E-Gitarre. Die heimische Küche wird zum YouTube-Schauplatz, das heimische Wohnzimmer zum Aufnahmestudio. Naja, zu dem, was man heutzutage eben so Aufnahmestudio nennt. Und dann waren sie auf Band, die Ukuleighties. Erstmal Dreizehn an der Zahl und sie machen Spaß, (Happy Hour Again, Material Girl, Walk Like An Egyptian), rühren zu Tränen (True Colours, Only You) und überraschen mit ganz großartigen kleinen Ideen.
Wie zum Beispiel das Ukuleighties-MashUp von „Lovesong“ (The Cure) und „Under The Milkyway“ (The Church). Zwei Songs, die in der Version von L’uke perfekt zusammen passen, die sich gegenseitig in Form von Karins wunderbarem Gesang den Background geben.
Diese Platte, die am 31.08.2012 bei Artfull Sounds (Cargo) erscheinen wird, will nicht unbedingt die Musikgeschichte verändern. Vielleicht gelingt ihr das aber gerade deswegen. Auf jeden Fall ist „Ukuleighties“ eine wirklich schöne, amüsante aber immer auch ernsthafte Platte.