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SÓLEY (Indie, Dark Poetry, Hafnarfjörður, Ic)
Ob Sóley täglich mit Schabernack-Elfen, Sumpfhexen und Waldgeistern kommuniziert? Durchaus möglich. Denn die isländische Chanteuse und Multiinstrumentalistin entwirft auf ihrem Solodebüt »WE SINK« mit Vorliebe schrullige Gegenwelten. In denen die kleinen Dinge sachte aus den Fugen geraten und die Gegenstände dezidiert nicht an den Orten stehen, wo sie eigentlich hingehören. Frau Steffánsdóttirs Gespür für klangliche und inhaltliche Eigentümlichkeiten entfaltet seine tückische Magie fast im Zeitlupentempo. Nur vordergründig klingt die Stimme kleinmädchenhaft. Hinter dieser Sanftheit verbergen sich Krallen. Die ach so harmlosen Samples und Beats, die Sóley unterlegt, haben etwas latent Beunruhigendes. Die Spieluhr ist ganz leicht verstimmt, das Piano irrlichtert diesen einen entscheidenden Halbton vom breiten Wege ab. Vielleicht trifft die Isländerin im Dickicht der Wälder irgendwo die finnischen Cousins von Paavoharju.
Sóleys Musik klingt ein fernes Echo aus Traumsequenzen, an die wir uns gerade nicht mehr erinnern können, von denen wir aber instinktiv spüren, dass sie in unserem Unbewussten herumflattern wie kleine schwarzer Vögel. Zelebriert magischen Unterholzfolkpop von verhuschter Schönheit. Fragilität ist hier nicht mit Schwäche zu verwechseln. Die kruden kleinen Geschichten, die sie in den zwölf Songs erzählt, können garstig und brutal sein wie in »Smashed Birds«, in denen Vögel zugunsten eines schönen Kleides ihr Leben lassen müssen. Oder vom emotionalem Ertrinken beim Anblick der geliebten Person wie in »I´ll Drown« . Vor allem aber: Bei aller vorgeblichem Rückzug in Wälder oder Moore klingt Sóley sehr kraftvoll, sehr präsent, sehr lebendig und sehr aktuell.