AEROCLUB (Retro-Indie-Pop, Berlin/Hildesheim)

Früher haben die Jungs von aeroclub auf die Frage
nach dem Ursprung ihres Bandnamens geant-
wortet, sie hätten sich während eines Urlaubs-
fluges kennengelernt und nach dem dritten Wodka-
Tomatensaft irgendwo über Europa beschlossen, eine
Band zu gründen – völliger Blödsinn. Früherhabensich
die Jungs von aeroclub Weisheiten von so manchem
dahergelaufenen Band-Coach, Plattenfirmen-Fuzzie
oder Radio-Promoter zu Herzen genommen – auch
völliger Blödsinn, wie sich herausgestellt hat. Früher
haben die Jungs von aeroclub … ach, lassen wir das!
aeroclub haben eine neue Platte gemacht und die
klingt zwar auch irgendwie ein bisschen nach früher,
aber nicht nach „früher war alles besser“, sondern
nach gut sortierter 60s-Plattensammlung, nach Vox-
Verstärkung und Fender Rhodes-Verwendung. Alles
nicht neu, aber immer noch schön.
Wie schon auf ihrem Debüt „Boarding Completed“
aus dem Jahr 2006 fürchten sich aeroclub trotz an-
haltender Retro-Manie auch 2012 noch nicht vor Pop.
Und man hört den neuen Songs, die in Kürze veröf-
fentlicht werden, an, dass die vier Herren um Sänger,
Gitarrist und Koteletten-Model Martin Quast in den
vergangenen Jahren gereift sind. Vorbei die Zeiten
des Sich-Abarbeitens an musikalischen Vorbildern
und des Sich-Vergleichen-lassen-Müssens. Es scheint,
als hätten aeroclub nach unzähligen Gigs und Recor-
ding Sessions, nach großen Erwartungen und kleinen
Enttäuschungen einfach beschlossen, ihre eigene
Lieblingsband zu sein.
So müssen sich aeroclub auch nicht in die heutzu-
tage fast schon obligatorische „Indie-Rock-Uniform“
zwängen und legen als Ergebnis ihres einjährigen Stu-
dioaufenthaltes in Hildesheim und Berlin einen „Soul
Beat Bastard“ vor, der angenehm unangestrengt da-
herkomm