VOEY (Deutscher Hardrock/Hannover)

DER REST (Postpunk, Chanson / Hamburg)

Der Rest veröffentlichte am 04.02.2011 das Debüt-Album „Der Tisch ist gedeckt”, am 26.10.2012 erschien der personell,strukt…urell und philosophisch neu ausgerichtete zweite Longplayer „Willkommen im Café Elend“, der in der Presse ausgezeichnete Kritiken erhielt. Sie tourten seitdem unter anderem mit den Fliehenden Stürmen, Darkness Falls, den Aeronauten, Oswald Henke, die Art, Lydia Lunch, Gallon Drunk und mit Disappears (feat. Steve Shelley of Sonic Youth). Am 27.06.2014 erschien dann das dritte Album „Zehn Lieder für Freunde“, für das sich die Band erneut um- und neu angedacht hat. Es ist ein Werk voller Tiefgang und einer neuen Intimität, die sich Der Rest zugesteht; voller Mut, Dinge spontan passieren zu lassen. Und mit einem Frontmann und Songwriter, der spürbar progressiv seine eigenen Ambitionen voran treibt.

Denn Der Rest ist das Projekt von Phil Taraz, einem Musiker, Filmemacher und Produzenten, einem weithin kreativen Kopf, einem urbanen Menschen mit weiten Gedanken. Mit einem Gespür für Stimmungen und Schwingungen. Mit einem künstlerischen Antrieb, von dem er sich leiten lässt. Entwicklungen entstehen intuitiv, niemals strategisch. Veränderungen sind die Folge seines Bedürfnisses, nicht stehen zu bleiben. Und Der Rest verändert sich stetig, bleibt zugleich immer Der Rest. Bleibt Phil Taraz, auch wenn Der Rest stets eine feste Band ist. Die sich jedoch ebenso verändern kann wie der Blickwinkel, aus der man diese Musik und ihre Texte betrachtet. Von bittersüß bis nachtschwarz, von sehnsuchtsvoll bis tief ergründend. Der Rest ist Der Rest.

 „Es gibt einen Satz von David Lynch, der zu meinem künstlerischen Credo wurde“, sagt Phil, wobei es wohl kein Zufall ist, dass ausgerechnet Lynch diesen Satz sagte, könnte man ihn doch ausgezeichnet als visuelle Entsprechung zu den Gedankenwelten von Der Rest verstehen. Der Satz lautet: Du kreierst etwas, und das sagt dir dann, was es als nächstes werden möchte. „Aus diesem Prozess entstehen die Songs“, so Phil, „denn um den Ausdruck geht es. Man darf sich niemals wiederholen, das ist der Tod der Kunst. Das einzige, was ich zu steuern versuche, ist, Dinge auszumerzen, die mir nicht gefallen. Egal, was ich tue, ich jage immer einem Ideal hinterher, das ich zu erreichen versuche – etwas, das in meinem Kopf ist und das ich tatsächlich umsetzen und finden will. Ob mit meinen Videos, den Texten oder in der Musik: das Ideal verändert, bewegt sich, also muss auch ich mich bewegen. Die Frage, die ich mir dabei immer stelle: Wohin soll die Reise als nächstes gehen? Alles andere entscheidet sich auf einer abstrakten Ebene, es geschieht einfach.“

 Dabei verfügte die abstrakte Ebene für ihr drittes Album „Zehn Lieder für Freunde“ diesmal über einen sehr persönlichen, ja intimen Zugang. Der Titel verrät es schon: Phil Taraz setzte sich für die Songs des neuen Albums mit Leuten rund um die Band auseinander. Er arbeitet in den Texten ihre Probleme auf, bemüht sich um einen abstrakten Blickwinkel, um gleichzeitig so persönlich und direkt zu werden, wie es die Sensibilität der Inhalte und persönlichen Geschichten zulassen. „Man kann erst trösten, wenn man über den Tellerrand schaut“, sagt Phil – eine Qualität, die Der Rest schon immer besaß. „Es fühlt sich einfach sehr richtig an, jetzt dieses Album zu machen. Denn die Musik reagiert auf die Leute ebenso, wie die Leute auf die Musik reagieren.“ Das Album sei damit die Verdichtung aus „fünf Jahren Selbstgesprächen, die ich nun rausschicken und mit den Menschen teilen wollte.“

 Die Zeit intensiver Selbstanalyse ist damit passé – Der Rest bewegt sich mit aller Macht weg vom Inneren und richtet sich an jene, die es betrifft, die sich angesprochen fühlen. Phil nennt die Freunde, die in diesen zehn Liedern thematisiert werden, „unfreiwillige Paten. Es wurde irgendwann klar, wie wichtig all diese Menschen sind, die mit uns auf Konzertreise sind, die man immer wieder trifft. Es war für mich eine sehr persönliche Sache, das nun rauszulassen. Es geht auch darum, eine neue Qualität von Hoffnung zu transportieren: Es gibt so viele Menschen, die mit Der Rest leben und dafür brennen. Mit diesen Songs wollte ich ein wenig Verantwortung für diese Hingabe und Aufmerksamkeit übernehmen.“

 Ein wichtiger Baustein dieses neuen Ansatzes war Produzent Holger Linken, ein langjähriger Freund von Phil Taraz. Linken erlaubte ihm loszulassen, das über viele Jahre aufgebaute Vertrauensverhältnis führte zu einer gedanklichen Offenheit, bei der Linken die Struktur beibehielt, während Taraz von dort immer wie der ausbrechen konnte. „Weil ich wusste: Da ist eine Instanz, die die Philosophie und Psychologie der Unternehmung im Blick hat, während ich den künstlerischen Weg verfolge.“ Gemeinsam erstellten sie in vielen Gedankensitzungen ein philosophisches Konzept über den Subtext der zehn Freunde und Songpaten, das sodann eingehalten wurde: Eine Basis wurde geschaffen, die das situative und spontane Arbeiten erst ermöglichte. „Holger ist wirklich der Produzent, der Der Rest noch fehlte“, sagt Phil. „Der Jemand, der beruhigt und dafür sorgt, dass man sich wohl fühlt. Erst dadurch, dass er die Kontrolle behielt, entstand der interne Spaß, den es braucht,damit letztlich der Funke überspringt“, erklärt er Linkens Rolle.

 Eines ist dabei sicher geblieben: Der Rest hat den Mut, zwischen vielen Stühlen zu sitzen – inhaltlich, künstlerisch, stilistisch. Und auch der Sound ist diesmal roher, kraftvoller und rockiger als bei den vroan gegangenen Alben; dynamisch, lustvoll und verspielt. „Damit machen wir es uns nicht einfach“, sagt Phil, „denn schon immer hatten manche gewisse Schwierigkeiten, uns einzuordnen.“ Aber ist es nicht das, was Kunst leisten sollte: uns herausfordern? Aufwühlen und anregen, besänftigen und auch einmal anstrengen? Denn ja: Manche wahrhaftigen Gedanken sind anstrengend, müssen es sein. Das dritte Album der Band möchte ebenso fordern wie fördern, anregen und einnehmen, mitreißen – aber eben auch konfrontieren. Mit all den eigenen Unzulänglichkeiten und Sorgen, die man in den Geschichten dieser „Zehn Lieder für Freunde“ wiederfindet.

 Der Rest ist sich damit treu geblieben, trotz all der Neudefinitionen. Zu denen auch eine überraschende Abgeklärtheit gehört, eine kunstvoll abgehangene Ausgeruhtheit, ohne dabei der eigenen Gefälligkeit anheim zu fallen. Gerade dieser Widerspruch ist es, der diese Band so spannend macht: eine äußere Dringlichkeit in der Verkleidung vermeintlicher Heimeligkeit, die Widerhaken, Kante und große Tiefe erzeugt. Der Rest ist Wahrhaftigkeit pur. Ohne Schminke oder Filter, sondern geboren aus der unbedingten Leidenschaft, Ungehörtes zu erzeugen.

 

Voey: sind 3 Jungs aus Hannover, die in ihrer Musik ein Ventil gefunden haben. Davon geht man zumindest aus, denn die Texte sind persönlich und wehleidig interpretiert. Ihre Musik hart, rockig, melancholisch, aber vor Allem vielseitig. Vergleichbar mit System of A Down oder Supertramp in mega-hart.
Im Winter 2016/2017 absolvieren Voey ihre ersten Konzerte, um Mitstreiter für ihre Musik zu finden. Playback ersetzt vorübergehend die fehlenden Musiker.

Ersatz für 3 Personen an der 2. Gitarre, Keyboards und Percussion.